Die Sprache dieser Zeilen ist eine andere als die der „Freiburger Thesen“, mit denen sich die FDP 1971 zu einem „sozialen Liberalismus“ bekennt. Sie ähnelt vielleicht ein wenig dem Plakat, das die Liberalen, die sich während der Ära Kohl vorwiegend als wirtschafts- und außenpolitischer Partner empfehlen, 1998 vor der Bonner Geschäftsstelle aufhängen. Das Wahlplakat zeigt ein Aquarium, in dem ein kleiner gelber Fisch gegen einen Strom lauter roter Fische anschwimmt: „Einer“, heißt es daneben, „muss es ja tun.“
Die Parteiarbeit in den neunziger Jahren – Guido Westerwelle ist Generalsekretär im „Thomas-Dehler-Haus“ – ist von dem Versuch geprägt, die Flügelkämpfe zwischen eher gesellschaftspolitisch und eher wirtschaftspolitisch engagierten Liberalen zu überwinden, um breitere Wählerkreise anzusprechen. Die „Wiesbadener Grundsätze“, die der Bundesparteitag im Mai 1997 beschließt, sprechen in einem Atemzug von der „Marktwirtschaft und ihren sozialen Verpflichtungen“ und der Vision einer „liberalen Bürgergesellschaft“.
Trotzdem finden sich die Liberalen, als die von Wolfgang Gerhardt geführte FDP im Juli 1999 nach Berlin umzieht, nach der Bundestagswahl 1998 auf der Oppositionsbank wieder. Sieht man einmal von den Jahren der großen Koalition ab: eine ungewohnte Rolle für die Partei, die von 1969 bis 1998 als Koalitionspartner von SPD oder CDU unter anderem sämtliche Außenminister stellt.
Dieser Ort ist Teil des Rundgangs Parteienweg.