Das Museum Alexander Koenig ist ein naturgeschichtliches Forschungsmuseum, 2010.

Museum Koenig

Feierliche Eröffnung des Parlamentarischen Rats
1948

Im Lichthof des Zoologischen Museums Alexander Koenig findet am 1. September 1948 die feierliche Eröffnung des Parlamentarischen Rats statt. Nach Gründung der Bundesrepublik 1949 haben der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer und seine Mitarbeiter hier vorübergehend Büros.

Informationen zu Öffnungszeiten und Preisen finden Sie auf der Website des Museums.

Museum Koenig

„Wohl kaum hat je ein Staatsakt, der eine neue Phase der Geschichte eines großen Volkes einleiten sollte, in so skurriler Umgebung stattgefunden“, schreibt einer der Väter des Grundgesetzes, der Staatsrechtler Carlo Schmid, in seinen Memoiren über das Geschehen im Zoologischen Museum Alexander Koenig. „In der Halle dieses in mächtigen Quadern hochgeführten Gebäudes standen wir unter den Länderfahnen – rings umgeben von ausgeschöpftem Getier aus aller Welt. Unter den Bären, Schimpansen, Gorillas und anderen Exemplaren exotischer Tierwelt kamen wir uns ein wenig verloren vor.“

Am unteren Bildrand ist ein Orchester mit Dirigent, im oberen Bildbereich sitzt das Publikum.
Am 1. September 1948 wird der Parlamentarische Rat im Museum Koenig feierlich eröffnet.

Es ist der 1. September 1948, und das Ereignis, von dem Schmid hier erzählt, ist der Festakt zur Eröffnung des Parlamentarischen Rats, der das Grundgesetz für einen neuen Staat erarbeiten soll. Veranstaltungsort ist der Lichthof eines Naturkundemuseums. Archivfotos der Veranstaltung zeigen: ganz so urig geht es nicht zu: Die ausgestellten Tiere sind dank dichter Vorhänge nicht zu erkennen, nur vereinzelte Vitrinen mit Vögeln im Obergeschoss, und die Länderfahnen hängen eigentlich vor dem Museum. Aber dass der Ort skurril ist: das stimmt. Die Länderfahnen unterstreichen, dass es in den drei westlichen Besatzungszonen zu diesem Zeitpunkt bereits demokratisch legitimierte Parlamente gibt: Diese Parlamente haben die 65 Mitglieder des Rats gewählt, die sich nun erstmals begegnen.

Dieser "Säbelschnäbler", den Alexander Koenig 1899 von einer Nil-Expedition nach Bonn brachte, befindet sich 1949 in einer Vitrine auf der Galerie.

Die Abgeordneten eint das ambitionierte Vorhaben, Lehren aus dem Scheitern der deutschen Demokratie im Jahr 1933 zu ziehen. Karl Arnold, als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Gastgeber der Eröffnungsfeier am 1. September 1948, ruft ihnen zu: „Denken Sie daran, dass dieses Grundgesetz den deutschen Menschen ansprechen muss, damit er ein inneres Verhältnis zu den Grundprinzipien staatlichen Lebens erhält. Es soll dem Einzelnen die Überzeugung geben, dass seine unveräußerlichen Menschenrechte verbrieft, gewahrt und mit allen Mitteln des Staates geschützt werden und er frei von Furcht und Angst leben und arbeiten kann.“

Nach der Eröffnungsfeier nimmt der Parlamentarische Rat in der Pädagogischen Akademie am Rheinufer seine Arbeit auf. Sie liegt nur einen kurzen Fußmarsch vom knöchernen „Elefanten“ im Museumsfoyer entfernt. Dort, nicht im Museum Alexander Koenig, setzt Konrad Adenauer als Präsident des Parlamentarischen Rats am 23. Mai 1949 als Erster seinen Namen unter das „Grundgesetz“. Artikel eins lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Ein politischer Ort bleibt das Museum gleichwohl: Nach seiner Wahl zum Bundeskanzler am 15. September 1949 bezieht Konrad Adenauer das prall mit Büchern gefüllte Arbeitszimmer des Museumsdirektors in der ersten Etage. Erst im November zieht er vom Museum Koenig ins Palais Schaumburg.

Karl Arnold (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, bei der Eröffnungssitzung des Parlamentarischen Rats, 1. September 1948.

Und selbst danach arbeiten etliche seiner 120 Mitarbeiter noch in dem Museum, das für die vorübergehende Nutzung durch das Kanzleramt eigens einen Anbau mit 24 Räumen erhält. Der Bonner Historiker Helmut Vogt weiß: „Im Frühjahr 1951 befanden sich hier noch 17 Räume in Benutzung, je zwei davon für Vizekanzler Blücher und Amtsleiter Globke. Dazu kam noch das ‚Montagehaus‘ im Garten. Die Fahrbereitschaft war inzwischen – zusammen mit der des Bundesrates – in die alte Ermekeilkaserne verlegt worden.“

Schwarzweiß-Fotografie, Blick auf die große säulengesäumte Halle des Museum Koenig, feierlich gekleidetes Publikum in der linken Bildhälfte, rechts ein Orchester.
50 Jahre nach der Eröffnung des Parlamentarischen Rats im Museum Koenig findet an gleicher Stelle eine große Feier statt. Diesmal darf die Giraffe in der hinteren Ecke des Saals, die 1948 abgedeckt wurde, zuschauen, 1. September 1998.

Das Museum und Forschungsinstitut, das der Zoologe Alexander Koenig 1912 auf seinem privaten Grundstück erbauen lässt, wird noch während des Ersten Weltkriegs vom preußischen Staat beschlagnahmt und ab 1918 von französischen Besatzungstruppen genutzt. Erst 1926 wird die Beschlagnahmung aufgehoben, so dass das Museum 1934 eröffnet. Es ist bis heute eines der größten naturwissenschaftlichen Museen Deutschlands und Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere.

Dieser Ort ist Teil der Rundgänge Weg der Demokratie und Anfänge der Demokratie sowie der Tour Kanzlerweg.

Wussten Sie schon...

… dass zum Parlamentarischen Rat 1948 auch vier „Mütter des Grundgesetzes“ zählen? Sie heißen Friederike Nadig (SPD), Elisabeth Selbert (SPD), Helene Weber (CDU) und Helene Wessel (Zentrum). Dass der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ als Artikel drei ins Grundgesetz kommt, ist dabei vor allem Elisabeth Selbert zu verdanken. Sie schlägt die Formulierung vor – und initiiert erfolgreich eine Protestkampagne, nachdem der Rat den Vorschlag zunächst ablehnt.