Am 24. Mai 1949 tritt das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Ins Bundeshaus ziehen im September Bundestag und Bundesrat ein, Bundeskanzler Konrad Adenauer hat eine erste Regierung gebildet, und mit der Wahl der Bundesversammlung am 12. September 1949 gibt es auch einen Bundespräsidenten als Staatsoberhaupt.
Aber die Besatzungszeit, die mit der Zerschlagung des Hitler-Regimes durch die Alliierten 1945 beginnt, ist noch nicht vorbei: Im luxuriösen Hotel Petersberg auf den Hügeln des Siebengebirges sitzt seit September 1949 die Alliierte Hohe Kommission. Es ist dasselbe Hotel, in dem der britische Premierminister Neville Chamberlain im Vorfeld des Münchner Abkommens 1938 untergebracht ist, um Hitler in Godesberg zu treffen. Die Ortswahl auf einem Hügel unterstreicht, wer bis auf Weiteres das Sagen im Land hat: die Kommission der Alliierten.
Sie überwacht das „Besatzungsstatut“, das die drei westlichen Siegermächte im April 1949 beschließen und am 10. Mai verkünden. Ihm zufolge haben Bund und Länder des neuen westdeutschen Staates zwar „volle gesetzgebende, vollziehende und rechtsprechende Gewalt gemäß dem Grundgesetz und den Länderverfassungen“. Aber sie sind „den Beschränkungen dieses Statuts unterworfen“. Das bedeutet: Die Bundesrepublik ist nur bedingt souverän. Die Besatzungsmächte bestimmen in den Bereichen Außenpolitik, Außenhandel, Devisenverkehr, Reparationen und Entmilitarisierung. Sie behalten sich auch vor, „die Ausübung der vollen Gewalt ganz oder teilweise wieder zu übernehmen, wenn sie dies für die Sicherheit oder zur Aufrechterhaltung der demokratischen Ordnung in Deutschland als notwendig erachten, oder um den internationalen Verpflichtungen ihrer Regierungen nachzukommen.“
Umso selbstbewusster tritt Bundeskanzler Konrad Adenauer auf, als er am 21. September 1949 zum Antrittsbesuch auf den Petersberg fährt. Schon im Vorfeld hat er die Hohen Kommissare John J. McCloy, Brian Robertson und André François-Poncet dazu gebracht, die Übergabe des „Besatzungsstatuts“ in kleinerem Rahmen zu begehen als ursprünglich geplant. „Es sollte dem Akt aber dadurch ein zeremonieller Charakter gegeben werden, daß die Hohen Kommissare mich empfangen würden, indem sie auf einem Teppich stünden, während ich vor diesem stehen sollte.“ Der Kanzler soll den Teppich erst nach einer Ansprache betreten.