Wenn nicht demonstriert wird, nutzen viele Studentinnen und Studenten den Hofgarten zum Sonnen und Ausruhen, 2007.

Hofgarten

Veranstaltungsort politischer Großkundgebungen

Der Hofgarten vor dem kurfürstlichen Schloss, in dem sich seit 1818 die Bonner Universität befindet, ist seit 1968 wiederholt Schauplatz politischer Großkundgebungen.

Im „Hofgarten“ vor dem kurfürstlichen Schloss lässt Kurfürst Clemens August 1760 einen barocken Garten anlegen. Dieser geht 1818 in den Besitz der neu gegründeten Universität über. Der links und rechts von Baumreihen gesäumte Rasen in der Bonner Innenstadt ist in seiner rechteckigen Gestalt wie gemacht für Manifestationen jeglicher Art. Der Park liegt am Rande der Bannmeile für Demonstrationen, die vom Regierungsviertel bis auf die Höhe von Weberstraße und Zweiter Fährgasse reicht. Und der Bonner Hauptbahnhof ist ebenfalls nah.

Demonstrationen in Bonn sind dabei weder auf die „68er“ und die Friedensbewegung noch auf den Hofgarten beschränkt. Am 10. Dezember 1963 etwa ziehen 30.000 Kriegsinvaliden durch die Stadt, um für sich und Millionen andere eine bessere finanzielle Versorgung einzufordern. Und allein für das Jahr 1984 verzeichnet die Bonner Polizei in der Stadt 420 Aufmärsche und Kundgebungen verschiedenster Art.

Demonstranten versammeln sich vor dem Universitätsgebäude im Bonner Hofgarten, über ihren Köpfen ein großes Plakat mit der Aufschrift "Es ist die Pflicht eines jeden Demokraten, den Notstandstaat zu bekämpfen"
Nach einem Sternmarsch gegen die Notstandsgesetze versammeln sich Teilnehmende am 11. Mai 1968 im Bonner Hofgarten.

In die Geschichtsbücher gehen aber vor allem vier Demonstrationen im Bonner Hofgarten ein: Am 21. Mai 1968, einen Monat nach den Schüssen auf den Aktivisten Rudi Dutschke in Berlin, protestieren mehr als zwanzigtausend Demonstranten gegen die befürchtete Aushebelung der Grundfreiheiten durch die „Notstandsgesetze“ der Großen Koalition.

Die Zeit beobachtet das „Notstands-Happening“ am Hofgarten dabei „nicht ohne Rührung“, als ein Demonstrantenzug „an einer Kreuzung abrupt stoppte, als die Ampel auf Rot sprang, und sich bei Grün, Ho-ho-ho-Tschi-Minh skandierend, wieder in Trab setzte. […] Auf dem Hofgarten trafen sich die Kolonnen. Zwischen den Bäumen wogte ein Meer von Köpfen, darüber rote Fahnen und Spruchbänder mit Anti-Notstandsparolen. Ein Transparent trug die Aufschrift: ‚Ohne KP keine Demokratie‘; ein Dutschke-Bild war dem Christuskopf nachempfunden. 25 000 Menschen waren es nach Schätzungen der Polizei, 70 000 nach Angaben der Veranstalter.“

Am 10. Oktober 1981 demonstrieren über 250.000 Menschen im Hofgarten gegen den „NATO-Doppelbeschluss“ vom 12. Dezember 1979, der die Stationierung neuer Raketen in Europa bedeutet.

Schwarzweiß-Luftaufnahme, Blick auf den mit Friedensdemonstranten gefüllten Hofgarten und die Bonner Universität
Zur Abschlusskundgebung gegen den NATO-Doppelbeschluss ist der Hofgarten mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefüllt, 10. Oktober 1981.

Unter ihnen sind der Schriftsteller Heinrich Böll, General Gerd Bastian, Filmstar und Sänger Harry Belafonte und Coretta Scott King, die Witwe des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King.

Zwei Jahre später sind es bis zu 500.000, die im Bonner Hofgarten und mit einer Menschenkette im Regierungsviertel für den Frieden demonstrieren. Und 350.000 Menschen reisen 1996 zur Großkundgebung „Für Arbeit und Gerechtigkeit“ in den Hofgarten. Sie demonstrieren gegen Sparmaßnahmen der schwarz-gelben Regierung.

Heinrich Böll ruft die Demonstrantinnen und Demonstranten gegen den NATO-Doppelbeschluss am 10. Oktober 1981 dazu auf, friedlich zu bleiben.

Alles vollkommen andere Szenen als jene, die sich im Oktober 1995 im Hofgarten abspielen. Im Fackelschein, vor einigen tausend geladenen Gästen, feiert die Bundeswehr vor dem Universitätsschloss ihr vierzigjähriges Bestehen – mit einem „Großen Zapfenstreich“. Im Hintergrund der umstrittenen Veranstaltungen aber sind auch hier die Protestrufe von Demonstranten ringsum zu hören.

Dieser Ort ist Teil des Rundgangs Weg der Demokratie.

Wussten Sie schon ...

… dass es auch im rechtsrheinischen Bonn eine Friedensdemonstration mit 400.000 Teilnehmern gegeben hat? Anlass ist ein NATO-Gipfeltreffen in Bonn am 10. Juni 1982. Die Demonstranten versammeln sich auf den Rheinwiesen gegenüber des Bundeshauses.