Im „Hofgarten“ vor dem kurfürstlichen Schloss lässt Kurfürst Clemens August 1760 einen barocken Garten anlegen. Dieser geht 1818 in den Besitz der neu gegründeten Universität über. Der links und rechts von Baumreihen gesäumte Rasen in der Bonner Innenstadt ist in seiner rechteckigen Gestalt wie gemacht für Manifestationen jeglicher Art. Der Park liegt am Rande der Bannmeile für Demonstrationen, die vom Regierungsviertel bis auf die Höhe von Weberstraße und Zweiter Fährgasse reicht. Und der Bonner Hauptbahnhof ist ebenfalls nah.
Demonstrationen in Bonn sind dabei weder auf die „68er“ und die Friedensbewegung noch auf den Hofgarten beschränkt. Am 10. Dezember 1963 etwa ziehen 30.000 Kriegsinvaliden durch die Stadt, um für sich und Millionen andere eine bessere finanzielle Versorgung einzufordern. Und allein für das Jahr 1984 verzeichnet die Bonner Polizei in der Stadt 420 Aufmärsche und Kundgebungen verschiedenster Art.
In die Geschichtsbücher gehen aber vor allem vier Demonstrationen im Bonner Hofgarten ein: Am 21. Mai 1968, einen Monat nach den Schüssen auf den Aktivisten Rudi Dutschke in Berlin, protestieren mehr als zwanzigtausend Demonstranten gegen die befürchtete Aushebelung der Grundfreiheiten durch die „Notstandsgesetze“ der Großen Koalition.
Die Zeit beobachtet das „Notstands-Happening“ am Hofgarten dabei „nicht ohne Rührung“, als ein Demonstrantenzug „an einer Kreuzung abrupt stoppte, als die Ampel auf Rot sprang, und sich bei Grün, Ho-ho-ho-Tschi-Minh skandierend, wieder in Trab setzte. […] Auf dem Hofgarten trafen sich die Kolonnen. Zwischen den Bäumen wogte ein Meer von Köpfen, darüber rote Fahnen und Spruchbänder mit Anti-Notstandsparolen. Ein Transparent trug die Aufschrift: ‚Ohne KP keine Demokratie‘; ein Dutschke-Bild war dem Christuskopf nachempfunden. 25 000 Menschen waren es nach Schätzungen der Polizei, 70 000 nach Angaben der Veranstalter.“