Im Juli 1948 eilen die Ministerpräsidenten der elf westlichen Länder nach Frankfurt. Dort bekommen sie von den Militärgouverneuren der amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszone den Auftrag, zum 1. September die verfassunggebende Versammlung für einen neuen Staat vorzubereiten.
Die Ländervertreter machen sich an die Arbeit, aber Euphorie stellt sich nicht ein: Die Welt steht am Anfang des Kalten Krieges. Im März 1948 verlässt der sowjetische Militärgouverneur Sokolowski seinen Platz im Alliierten Kontrollrat, Zeichen des endgültigen Scheiterns der Deutschland-Gespräche zwischen den drei westlichen Besatzungsmächten und der vierten im Osten, der Sowjetunion. Seit Juni 1948 blockieren sowjetische Truppen die Zugänge nach West-Berlin. Die Ministerpräsidenten befürchten, durch die Gründung eines Weststaates die Chance auf einen gesamtdeutschen Staat zu verspielen. Der neue Weststaat, betonen sie bei ihren Zusammenkünften, dürfe nur ein Provisorium sein.
Dieser Gedanke prägt auch die Arbeit des Parlamentarischen Rats, der ab September in Bonn ein „Grundgesetz“ für den neuen Staat entwickelt – und ganz bewusst keine verfassunggebende Versammlung sein will. Dieses Grundgesetz gibt „dem staatlichen Leben für eine Übergangszeit eine neue Ordnung“. Mit ihm beginnt die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als demokratischer und föderaler Rechts- und Sozialstaat.
Für das erarbeitete Dokument stimmen auf der Plenarsitzung am 8. Mai 1949 in Bonn 53 der 65 stimmberechtigten Mitglieder des Parlamentarischen Rates, zu denen auch vier „Mütter des Grundgesetzes“ gehören. Die Abstimmung endet kurz vor Mitternacht, um sie noch auf den vierten Jahrestag des Kriegsendes datieren zu können. Feierlich unterzeichnet wird das Grundgesetz dann am 23. Mai – vom Präsidenten des Rats Konrad Adenauer und seinen Stellvertretern, von den Abgeordneten, den Ministerpräsidenten der Länder und auch von den Landtagspräsidenten. Das Time Magazine schreibt von einem „Milestone at Bonn“: einem „Meilenstein an Deutschlands gewundenem Weg zur Demokratie“.