Unter den Vorzeichen des Hauptstadtprovisoriums entwickelt sich in den Nachkriegsjahrzehnten, wie Der Spiegel es formuliert, ein „Dreißigjähriger Krieg um die Bonner Stadtplanung und die Regierungsbauten“: Der Platzbedarf von Parlament und Regierung wächst, aber für den Bund gilt seit 1956 ein Baustopp, der erst in den sechziger Jahren allmählich aufgeweicht wird.
An der Straße, die als Hauptverkehrsader Bonn mit Bad Godesberg verbindet, wachsen in diesen Jahren zwei Neubauten von privaten Bauherren empor: das weiße „Bonn-Center“ an der Reuterbrücke, das 1968 als Pendant zum West-Berliner „Europa-Center“ gedacht ist, und der Bürokomplex „Tulpenfeld“, den die Versicherungsgesellschaft Allianz finanziert.
Beide versprechen Bonn einen Hauch Modernität. Und beide helfen dem Bund in seiner Raumnot: Sie bieten Büroflächen zur Miete an, so wie es in Bonn mit seinen weit verstreuten Ministerien, Abteilungen und Einrichtungen üblich ist.
Das gilt insbesondere für die „Allianz-Bauten“, die zwischen 1964 und 1967 auf dem ehemaligen Gelände einer Großgärtnerei, dem „Tulpenfeld“, errichtet werden.
Der Architekt Hanns Dustmann (1902-1972) war in den NS-Jahren „Reichsarchitekt der Hitler-Jugend“ und SS-Mitglied. Nun ist das frühere Mitglied von Speers „Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte“ bei Banken und Versicherungen gefragt.