Zu diesem Zeitpunkt arbeiten im Palais Schaumburg Handwerker. Die ersten Schreiben zwischen Adenauer und seinem Architekten Hans Schwippert klingen noch freundlich: „Sehr geehrter Herr Professor“, schreibt Adenauer am 2. Dezember 1949, „ich möchte Sie bitten, die Umbauarbeiten in der Villa Schaumburg mit größt möglicher Beschleunigung durchzuführen. Die Räumlichkeiten reichen für den Dienstbetrieb keineswegs aus.“
Aber der Ton verschärft sich. Nicht nur erscheinen Adenauer bald die weißen Wände zu hell, die Stühle zu grün, der Schreibtisch zu niedrig und die Badewanne zu klein. Dazu diese moderne neue Treppe – und ein neues Vordach, das einer Tankstelle gleicht! Schwippert versucht offenbar auch, die von Adenauer beschafften antiquarischen Möbel loszuwerden. Zumindest bei der Inneneinrichtung ist es am Ende Adenauer, der sich durchsetzt.
In seinen Amtsjahren macht er im Palais Schaumburg auch von den dortigen Rückzugsmöglichkeiten Gebrauch: von den Privaträumen, in die er sich zur Mittagsruhe zurückzieht (und für die er eine kleine Miete zahlt), vom Park, durch den er mit Beratern wie Staatssekretär Hans Globke flaniert, von der Möglichkeit, abends in wenigen Minuten sein Wohnhaus in Rhöndorf zu erreichen – per Dienst-Mercedes und Rheinfähre.
Im Palais Schaumburg wird es über die Jahre der Kanzlerschaften von Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt und Schmidt immer enger. Das können auch zwei Erweiterungen nicht ausgleichen. Erst 1969 wird ein Neubau auf den Flächen zwischen Palais und Bundeshaus in Auftrag gegeben, der 1976 bezugsfähig ist.
Aber die Enge macht auch den Charme des Palais Schaumburg aus. „Das Palais Schaumburg war mir immer sympathisch: auch wegen seiner Unvollkommenheiten“, schreibt Klaus Harpprecht, der im Turmstübchen des Palais Schaumburg die Reden für Willy Brandt formuliert: „Heitere Mischung von Biedermeier und viktorianischen Elementen, etwas bizarr, liebenswürdig wie so vieles, das nicht stilrein ist. [...] Knarrende Dielen unter den Teppichen. Ein bißchen Weißes Haus. Eine glückliche Wahl des Alten.“
Dieser Ort ist Teil der Rundgänge Weg der Demokratie und Anfänge der Demokratie sowie der Tour Kanzlerweg und der Villen-Tour.