1925 zieht die Bonner Stadtverwaltung in das neue Gebäude ein, 2006.

Altes Stadthaus

Sitz des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen
1949–1957

Das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen ist ein Symbol der nicht akzeptierten deutschen Teilung.

Besatzungstruppen gibt es in Deutschland nicht nur nach dem Zweiten Weltkrieg. Schon nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg stehen 1918 fremde Truppen im Rheinland – sie bewachen für sieben Jahre die dort eingerichtete „entmilitarisierte Zone“. Der Gebäudekomplex am Bottlerplatz, der heute unter anderem als Stadtbibliothek, wie die Zentralbibliothek im Haus der Bildung, genutzt wird, ist 1922 als Bürogebäude für französische Besatzungstruppen geplant und wird 1925 als Stadthaus für die Bonner Stadtverwaltung vollendet.

Hinter Bäumen und mehreren Autos ist das alte Stadthaus in einer Aufnahme von 1962 zu sehen.
Im Alten Stadthaus ist von 1949 bis 1957 das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen untergebracht, 1962.

Von 1949 bis 1957 ist in Teilen des Gebäudes das kleine „Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen“ untergebracht. In Zeiten der „Westorientierung“ Adenauers hat es eine wichtige symbolische Funktion. Allein seine Existenz erinnert daran, dass die Bundesrepublik die Teilung Deutschlands nicht akzeptiert.

Die Mitarbeiter sollen Material zum Geschehen in Ostdeutschland auswerten und die Propaganda der sozialistischen DDR, ihren Charakter als Unterdrückungsregime, beim Namen nennen. Gleichzeitig versuchen sie, „den Deutschen im Osten ein Bild vom Werden und Wesen der deutschen Bundesrepublik, dem Kerngebiet des künftigen einheitlichen Deutschlands“ zu vermitteln. Mit dieser Ausrichtung ist das Ministerium nach Worten des Historikers Stefan Creuzberger „nicht nur ein Produkt, sondern ein Apparat des Kalten Krieges“. Es macht sogar „häufig verdeckt von aktiven Abwehrmaßnahmen“ Gebrauch und kooperiert dabei seit 1952/53 mit den Geheimdiensten der USA. Geleitet wird das Haus bis 1957 von Jakob Kaiser, der zur Widerstandsbewegung gegen Hitler und 1945 zu den Gründern der Ost-CDU zählt.

1957 zieht das Ministerium an die Ecke Hofgarten/Lennéstraße. Als es Ende der sechziger Jahre in die neuen Allianzbauten am Tulpenfeld einzieht, trägt sein neuer Name „Ministerium für innerdeutsche Beziehungen“ dem veränderten Ton in den deutsch-deutschen Beziehungen Rechnung.