Genauso geschieht es, als die mehrfach erweiterten „Baracken“ 1974 verschwinden, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Die alten Gebäude werden demontiert und in einem Erholungsheim der Arbeiterwohlfahrt bei Travemünde, einem Familienerholungsheim in Odenthal und einem Kinder- und Jugendheim in Hützel/Soltau wiederaufgebaut, Restelemente wechseln in einen Reitstall für behinderte Kinder.
An der „Diplomatenrennbahn“ zwischen Bonn und Bad Godesberg wächst unterdessen eine erdfarbene und flache Parteizentrale aus dem Boden, die in Elementen an das zeitgleich entstehende Kanzleramt erinnert. Zum Einzug 1975 schreiben die Architekten Fritz Novotny und Arthur Mähner in einer Broschüre: „Wir wollten der sachlichen, nicht auf äußere Repräsentation gerichteten Haltung der SPD gerecht werden, die gewachsene Atmosphäre der ‚Baracke’ erhalten und auf den Neubau übertragen.“
Der Anspruch findet seinen Ausdruck in „kommunikativen Bereichen“ und der Verteilung der Büros, die dem sozialdemokratischen Selbstverständnis Ausdruck verleihen sollen: Das Erdgeschoss des Neubaus ist für Vorstand und Präsidium gedacht, das Obergeschoss für die Parteiorganisation, die Jugendarbeit und internationale Beziehungen.
Benannt wird das Gebäude nach Erich Ollenhauer, der die Geschicke der Partei von Kurt Schumachers Tod 1952 bis 1963 leitete. Einer seiner Nachfolger, Gerhard Schröder, schließt im Juli 1999 symbolisch die Türen. Das Plakat, das er den Bonnern hinterlässt, zeigt ein Fontane-Zitat und ein Lebkuchenherz. Das Zitat lautet: „Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebeserklärungen“, auf dem Lebkuchenherz steht: „Tschö Bonn.“ Typisch Schröder, wird manch einer da gedacht haben.
Denn Schröder ist enorm populär, seit er am 27. September 1998 auf der Wahlparty der Bonner Parteizentrale in die Sprechchöre sagt: „Dies ist das Ende einer Epoche“. Er meint das Ende der Ära Kohl, dessen Anhänger einige hundert Meter weiter südlich, im Konrad-Adenauer-Haus den Schock zu verarbeiten suchen. Doch kurz nach der rauschhaften Szene endet auch die Bonner Ära der SPD. Im Juli 1999 zieht der Parteivorstand ins neue, 1996 eröffnete Willy-Brandt-Haus in Berlin. Das große rote Parteilogo des Gebäudes wandert in die Sammlung des Hauses der Geschichte.
Dieser Ort ist Teil des Rundgangs Parteienweg und der Architektur-Tour.