Der Verlust der Kanzlerschaft 1969 wirkt wie ein Weckruf: Eine modernere, effiziente und von Fachleuten organisierte Parteiarbeit muss her, wenn die Christlich Demokratische Union wieder zu alter Stärke gelangen will. Mit Kurt Biedenkopf formuliert, Generalsekretär ab 1973: eine „Firma CDU“. Ausdruck dieser Modernisierung ist der ab Dezember 1971 bezogene Neubau des Konrad-Adenauer-Hauses im Süden des Regierungsviertels, dessen rote Leuchtbuchstaben auf dem Dach zu den bevorzugten Bonner Aufnahmen der Fernsehkameras werden.
Die Pläne für den Neubau sind allerdings älter. Bereits 1962 erwirbt die CDU das Grundstück von der Stadt. Mit Max Meid und Helmut Romeick findet man 1963 Architekten, die in Frankfurt bereits vielbeachtete Wohn- und Verwaltungshäuser und auch Deutschlands zweites Parkhaus konstruiert haben.
Dann schleppt sich die Verwirklichung des Projektes dahin, unter anderem gibt es Anwohnerbedenken gegen ein Hochhaus. Eine Baugenehmigung beantragt die CDU erst Ende 1965, Baubeginn ist 1970, Einzug 1971 und die offizielle Einweihungsfeier des Hochhauses findet sogar erst im Januar 1973 statt – mit der festlichen Aufstellung einer Konrad-Adenauer-Büste.
In den zehn Geschossen des Hauses, hinter weißgrauem Kalkstein, finden nun endlich alle die Mitarbeiter Platz, die in den Jahren zuvor in der Nassestraße 2 und an mehr als einem Dutzend anderer Adressen für die Partei gearbeitet haben. Der zehnte Stock gehört dem Generalsekretär. Im neunten Stock arbeitet ab 1973 als Nachfolger Rainer Barzels der neue CDU-Vorsitzende Helmut Kohl, 1998 abgelöst von Wolfgang Schäuble.