Diese Zeit ist ebenso lange vorbei wie die deutsche Teilung, die Bonn einst zur Hauptstadt werden ließ: 1989 spaltet die Bundesregierung die Bundespost in drei öffentliche Unternehmen Bundespost Postbank, Bundespost Postdienst und Bundespost Telekom. Der gewaltige Behördenapparat fügt sich weder in den freien Wettbewerb Europas noch in das aufziehende Informationszeitalter. Fünf Jahre später erfolgt im Rahmen der „zweiten Postreform“ die Privatisierung – sie findet in Bonn, dem Sitz von DHL, Postbank und Telekom, ihren architektonischen Ausdruck im 2002 eröffneten „Post Tower“ nahe des „Langen Eugen“. Das Ministerium, das 1988 aus der Innenstadt in einen Neubau in den Rheinauen zieht, löst sich zum 31. Dezember 1997 selber auf.
Das Bürohaus an der Ecke Zweite Fährgasse/Adenauerallee steht trotzdem nicht leer. Es wird nach 1988 zunächst vom Auswärtigen Amt genutzt. 2000 zieht der vormals in Frankfurt beheimatete Bundesrechnungshof ein – eine Ausgleichsmaßnahme im Rahmen des Berlin/Bonn-Gesetzes.
Den Eingang in die lichte Treppenhalle ziert weiterhin ein Bronzeschild. Auch das stammt wie die Tiere auf der Rückseite des Gebäudes von Hans Wimmer. Es ist wie ein Postsiegel gehalten und zeigt auch in Zeiten, in denen ein staatliches Monopol der Post- und Telekommunikation so unvorstellbar ist wie jede Beschränkung des weltweiten Austauschs, den Bundesadler und die Umschrift „B(undes) M(inister) A(nno) D(omini) MCMLV“. Es hängt dort offenkundig seit 1955, dem Jahr der wiedererlangten Souveränität.
Dieser Ort ist Teil des Rundgangs Weg der Demokratie und der Architektur-Tour.