Das Bundeshaus mit Bundesrat, Bundestag und Abgeordneten-Hochhaus, das Kanzleramt als Sitz der Regierung und die Villa Hammerschmidt als Amtssitz des Staatsoberhauptes – alles Gebäude, die man sofort mit der politischen Geschichte der Bundesrepublik in Verbindung bringt, und natürlich sind sie zusammen mit dem 1969 errichteten „Langen Eugen“ auch architektonisch ihr Erkennungszeichen.
Zum „Symbol der Bonner Republik“ wird nach dem Berlin-Umzug 1999 allerdings ein anderer Ort stilisiert: ein unscheinbarer Kiosk im Pavillon-Stil der fünfziger Jahre, der bis zum Baubeginn des neuen Kongresszentrums 2006 an der Straßenecke gegenüber des Bundesrats steht.
Betrieben hat ihn eine Frau namens Christel Rausch, die schon in den Anfangsjahren der Republik an der Görresstraße mit einem Obstkarren auf Kundschaft wartet. Die Kriegswitwe, die aus Landskron im Sudentenland stammt, ist froh darüber, so ihre Existenz zu sichern und steht bei Wind und Wetter im Freien.
Aus dem Karren wird ein Verschlag, aus dem Verschlag ein mobiler Verkaufsanhänger. 1957 darf Christel Rausch schließlich ein befestigtes Gebäude im Pavillon-Stil errichten. Hier gibt es unter anderem Zeitungen, Zeitschriften, Zigaretten und Brötchen zu kaufen.
Das Büdchen wird zum Ort beiläufiger Begegnungen, kurzer Gespräche und inoffizieller Treffen von Politikern, ihren Mitarbeitern, Journalisten und Besuchern – unprätentiös und menschlich. „So war halt Bonn“, hat der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm über den Kiosk gesagt: „Nicht großspurig. Eine liebenswerte Republik.“
Das „Bundesbüdchen“ ist nicht zuletzt ein nostalgischer Ort.